Forscher des VIVIT (Vorarlberger Institut für vaskuläre Forschung) und des aks (Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin) in Vorarlberg haben sich in einer Studie mit der Risiko-Vorhersage für Herzinfarkt oder Schlaganfall bei älteren Herz-Patienten beschäftigt. Sie konnten zeigen, dass mit alten Cholesterin-Daten diese Vorhersage besser gelingt als mit aktuellen Daten. Die Forscher empfehlen daher eine Cholesterinmessung bereits früh im Leben vornehmen zu lassen.
Die Arbeit mit dem Titel “Value of Total Cholesterol Readings Earlier versus Later in Life to Predict Cardiovascular Risk” wurde soeben in der angesehenen Fachzeitschrift EBioMedicine publiziert https://www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(21)00164-X/fulltext. Darin haben sich die Forscher mit der kardiovaskulären Risiko-Vorhersage (z.B. für Herzinfarkt oder Schlaganfall) bei älteren Patienten beschäftigt. Sie konnten zeigen, dass das sogenannte Gesamtcholesterin gemessen zu einem früheren Zeitpunkt im Leben, wenn die Studienteilnehmer gesund waren und noch keine Cholesterin-senkenden Statine eingenommen haben, einen deutlich höheren prognostischen Wert hat und eine verbesserte Vorhersage des kardiovaskulären Risikos von älteren Patienten ermöglicht, als das mit aktuellen Messungen der Fall ist.
Wichtige Datenbasis dieser Studie waren die in Österreich jeder Personen ab dem 18. Lebensjahr einmal pro Jahr angebotene Gesundenuntersuchungen. Dieses kostenlose Programm wird in der Bevölkerung sehr gut angenommen, denn deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat bereits in den 1980ern an dieser Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen. In der vorliegenden Studie hatten die Forscher die besondere Gelegenheit, ältere Daten - insbesondere Werte für das Gesamtcholesterin - aus einer sehr frühen Gesundenuntersuchung (1980er Jahre) an der klinisch gesunde und Statin-naive Personen mit einem Altersdurchschnitt von 51 Jahren teilgenommen haben mit denen einer aktuellen Studie bei „Herz-Patienten“ (im Schnitt 66 Jahre alt) zu kombinieren. Beide Studien fanden in Vorarlberg statt, wurden in denselben Laboren mit einem zeitlichen Versatz von im Schnitt 15 Jahren gemessen – und die Daten stammen von denselben Studienteilnehmern: Einmal als „junge“ und gesunde Probanden und 15 Jahre später als Patienten der Kardiologie. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Gesamtcholesterin und den Ergebnissen einer Herzkranzgefäß-Untersuchung (Koronarangiographie) sowie dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse in den folgenden 19 Jahren.
Gerade im fortgeschrittenen Alter wird die Vorhersage des kardiovaskulären Risikos für die meisten Menschen zu einem größeren Thema als es das in jungen Jahren war. Gesamtcholesterin ist seit langem einer der am häufigsten verwendeten Parameter für die Risikoprognose und findet beispielsweise auch in den aktuellen Leitlinien der europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (EAS) bzw. der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Verwendung. Die Studiendaten haben klar gezeigt, dass für die aktuelle Risikovorhersage von älteren Patienten die Gesamtcholesterinwerte, die man im Rahmen der Gesundenuntersuchung 15 Jahre vorher gemessen hat, ein viel besserer Prädiktor für das Vorliegen einer Arterienverkalkung (Atherosklerose) und zukünftiger kardiovaskulärer Ereignisse waren, als die aktuellen Gesamtcholesterin-Messungen, selbst wenn der Cholesterin-senkende Effekt der Statine bei der Berechnung berücksichtigt wird. Die Schlussfolgerung, die sich daraus ergibt erscheint einfach, nämlich dass die Cholesterinmessung früh im Leben beginnen sollte und diese frühen Daten langfristig gespeichert werden sollten, für die Risikovorhersage im fortgeschrittenen Alter. Die Forscher schließen ferner, dass Gesamtcholesterin immer noch ein sehr wichtiger Parameter für die Risikoprognose ist, auch und gerade bei älteren Patienten – aber mit der wichtigen Besonderheit, dass Daten aus früheren Lebensabschnitten für die Risikoprognose verwendet werden sollten.
Die Forscher glauben, dass diese Erkenntnisse, gerade in Anbetracht einer alternden Gesellschaft, für die Praxis eine wichtige Rolle spielen und nicht nur bei Internisten oder Kardiologen, sondern auch in der Öffentlichkeit auf großes Interesse stoßen dürften.
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